Ausblick 2023 auf Private Equity
In einem kürzlich durchgeführten Webinar haben Naji Nehme, CIO von Petiole Asset Management AG, und Johannes Huth, Chairman von KKR Europe, über Entwicklungen im PE-Umfeld im Jahr 2023 gesprochen. Das vollständige Webinar ist über den unten stehenden Link zugänglich. Der nachfolgende Beitrag fasst die wichtigsten Punkte nach Themenbereichen geordnet zusammen.
Markt- und PE-Trends
Der rapide Anstieg der Zinssätze hat die Dynamik der PE-Märkte verändert: Die Möglichkeiten der Fremdfinanzierung haben sich verteuert und verknappt. Dies zwingt PE-Fonds, tiefere Einkaufspreise bei ähnlichen Renditen anzustreben. Da man auf Verkäuferseite solchen tieferen Angebote naturgemäss ablehnend gegenübersteht, ist die Transaktionsaktivität im H2 2022 und Q1 2023 zurückgegangen. Diese Zurückhaltung wird wahrscheinlich anhalten, bis die Marktteilnehmenden sich dem neuen Zinsumfeld angepasst haben, was voraussichtlich bis zum Jahresende dauern kann.
Antwort von KKR
Trotz der oben erwähnten Faktoren weist das Portfolio von KKR insgesamt eine gute Performance aus. Die Konsumentinnen und Konsumenten haben die Preisaufschläge akzeptiert, die Bruttomargen sind stabil. Das Gesamtwachstum der Erträge setzt sich im tiefen zweistelligen Bereich fort. Das Unternehmen hat Anstrengungen unternommen, sich dem neuen Umfeld anzupassen, indem es seine Positionen (und diejenigen seiner Portfolio-Unternehmen) umsichtig gegen steigende Zinsen abgesichert hat. Im Einklang mit dem Markt hat sich der Dealflow verlangsamt, da die Kluft zwischen den Preiserwartungen auf Käufer- und Verkäuferseite fortbesteht.
Bewertungen von Public und Private Equity im Vergleich
Der Bewertungsansatz von KKR kombiniert relative (Multiple-basierte) und fundamentale (DCF-basierte) Methoden. Höhere Zinssätze bedeuten einen höheren Abzinsungssatz, und entsprechend sind die Bewertungen aus einer reinen DCF-Perspektive gesunken. Bei Unternehmen in Privatbesitz dürfte der Bewertungszyklus jedoch weniger ausgeprägt ausfallen als bei börsennotierten Unternehmen. KKR ist zwar nach wie vor an Public-to-Private-Geschäften interessiert, die Hindernisse bei der Durchführung von Due-Diligence-Prüfungen (z. B. der Zugang zu Einzelanlegern) könnten entsprechende Fortschritte jedoch abbremsen.
Der Aufstieg von Private Debt
Da traditionelle Kreditgeber vorsichtiger werden, setzt KKR höheres Eigenkapital (bis zu 100%) ein, das später mit Fremdkapital aus dem Privatmarkt refinanziert wird. Der Private-Debt-Markt ist zwar relativ klein, gewinnt aber an Bedeutung und ist inzwischen genauso gross wie der Markt für Konsortialkredite. Die derzeitige Bankenkrise könnte den Punkt markieren, an dem Private Debt sich von einer Ausweichoption hin zu einer echten Lösung entwickelt und seinen Platz in der Private-Equity-Landschaft festigt.
Die Rolle von Carve-outs
Carve-outs – bei denen ein Unternehmen ein nicht zum Kerngeschäft gehörender Bereich veräussert – sind bereits seit 1999 ein Thema für KKR. In Europa ist bei Grosskonzernen derzeit ein kontinuierlicher Trend zu solchen potenziellen Ausgliederungen zu beobachten. Zu den bekanntesten Carve-out-Geschäften von KKR gehören Flora, Wella und der bevorstehende Kauf von FGS von WPP.
Sektorfokus
KKR konzentriert sich auf drei Sektoren, die durch langfristige Nachfragetreiber gestützt werden: Umwelt, Soziales und Governance (ESG), Gesundheitswesen sowie Digitalisierung und Software. Diese werden durch langfristige Faktoren (Regierungspolitik, Demografie und globale Megatrends) getragen. Angesichts des derzeitigen wirtschaftlichen Umfelds hat KKR jedoch seinen Ansatz von Wachstum auf Wert umgestellt und ist weniger geneigt, hohe Multiples zu zahlen.
Trends im Konsumsektor
Europäische Konsumentinnen und Konsumenten scheinen widerstandsfähig zu sein, was sich in der starken Leistung der Verbrauchermarken von KKR widerspiegelt (Flora, Wella). Jüngste Ankündigungen von Luxusgüterherstellern scheinen darauf hinzudeuten, dass sich auch das gehobene Verbrauchersegment in guter Verfassung befindet.
Exit-Strategien
Die IPO-Märkte sind seit mehreren Monaten geschlossen, und auch die Sekundärverkäufe sind zurückgegangen. Dies hat natürlich zu einer Verlangsamung bei der Monetarisierung und den Exit-Aktivitäten geführt, was jedoch nicht untypisch für diese Phase des Zyklus ist. Während KKR nicht zögern würde, Unternehmen mit eindeutigem Potenzial für Ertragswachstum und Margensteigerung zu kaufen, hat die Ausweitung der Multiples bei der Bewertung der Attraktivität potenzieller Ziele erheblich an Bedeutung verloren.
Verkauf an Konzerne
Die Konzerne befinden sich derzeit in einer soliden Finanzlage. Viele verfügen über beträchtliche Barreserven, und einige streben nach Wachstum durch Fusionen und Übernahmen (M&A). Der Trend ist noch jung, aber es ist zu erwarten, dass er sich weiterentwickeln wird. Der «Hype» um die Continuation Funds, der Anfang 2022 einsetzte, hat sich zwar etwas gelegt, aber das Festhalten an hochwertigen langfristigen Assets ist nach wie vor ein gangbarer Weg.
Ein guter Zeitpunkt für Investitionen
Die Zeit nach Covid mit ihrem rasanten Wachstum und hohen Portfolioumschlag war ungewöhnlich für PE, und wir kehren jetzt zur Normalität zurück. Auch wenn einige PE-Fonds aufgrund psychologischer Faktoren wie dem Zählereffekt bei Investitionen eher zurückhaltend sind, ist es wichtig zu wissen, dass Leverage, Preise und Prognosen sinken, was eine günstige Gelegenheit für aufmerksame PE-Fonds darstellt, Unternehmen zu attraktiven Bewertungen zu erwerben. Anders ausgedrückt: 2023 und 2024 haben das Potenzial, sehr gute Jahrgänge zu werden.
Änderungen in der Asset Allocation
Die Erholung der Aktienmärkte sollte mit Vorsicht interpretiert werden. Es bestehen andere attraktive Möglichkeiten, insbesondere im Private-Debt-Bereich (siehe oben). Angesichts der steigenden Zinssätze ist die Aufnahme von festverzinslichen Wertpapieren in ein Portfolio in irgendeiner Form jetzt notwendig. Damit sind attraktive Renditen möglich, ohne das damit verbundene Risiko, das unter früheren Marktbedingungen vorherrschte, in Kauf nehmen zu müssen.
Druck auf Banken
Das europäische Bankensystem ist derzeit sehr stabil. Dies ist grösstenteils einer wirksamen Regulierung zu verdanken, was bedeutet, dass die Banken besser vorbereitet sind als während der Kreditkrise 2007. Im Gegensatz zu den US-Regionalbanken sind die europäischen Banken auch nur in begrenztem Umfang in Immobilien engagiert. Auch wenn noch einige Herausforderungen anstehen, sollten die jüngsten Bankzusammenbrüche als Ausnahmeereignisse und nicht als Anzeichen für einen grösseren Trend betrachtet werden.
Rat für junge Hochschulabsolventen
Die derzeitige PE-Landschaft mag aufgrund der sich verändernden Marktdynamik und Herausforderungen entmutigend erscheinen. Der Bereich PE ist jedoch nach wie vor einzigartig und bietet die Möglichkeit, in verschiedene Unternehmen zu investieren. Investitionsentscheidungen im Bereich Private Equity sind nicht bloss transaktionsbezogen – oft ist es für den Erfolg entscheidend, ein echtes Interesse an der Wirtschaft zu haben und seine Investitionsentscheidungen auf diese Neugierde zu stützen.
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