Die wachsende Bedeutung von Private Debt
Die Federal Reserve spricht nicht mehr von «vorübergehend» und nimmt eine restriktivere Haltung ein. In diesem Umfeld rückt Private Debt zusehends ins Rampenlicht. Welchen Stellenwert kann diese Anlageklasse in einem Portfolio einnehmen?

Einleitung Private Debt
Was ist Private Debt?
Bei Private Debt oder Privatkrediten handelt es sich um die Vergabe von Kapital an private Kreditnehmer, die sich verpflichten, Zinsen für den geliehenen Betrag zu zahlen und das Kapital nach einer bestimmten Laufzeit zurückzuzahlen. Die Anlageklasse lässt sich weiter in Direktkredite, Mezzanine-Kredite, notleidende Kredite, Kredite für besondere Situationen und Risikokredite unterteilen.
In der Regel sind die Kredite besichert und verfügen über umfangreiche Schutzmechanismen und Kreditbedingungen. Darüber hinaus sind sie individuell auf die Bedürfnisse des Kreditnehmers zugeschnitten. Aus diesem Grund sind sie im Vergleich zu den auf dem öffentlichen Markt erhältlichen Krediten relativ illiquide.
Die wachsende Beliebtheit von Private Debt hat dazu geführt, dass sich das verwaltete Vermögen in den letzten zehn Jahren weltweit mehr als vervierfacht hat.
Die Kreditnehmer
Bei den Kreditnehmern auf dem Private-Debt-Markt handelt es sich in der Regel um kleine und mittlere Unternehmen (KMU) mit einem EBITDA zwischen USD 3 und 100 Mio., die oftmals nicht über ein öffentliches Kreditrating verfügen.
Wenn Unternehmen Liquidität benötigen und keinen Zugang zu den öffentlichen Kapitalmärkten haben, springen private Kreditgeber rasch mit angepassten Konditionen ein. Während der ersten Welle der Covid-19-Krise im Jahr 2020 stellten viele private Kreditgeber Kapital für Unternehmen zur Verfügung, bei denen die Gefahr bestand, dass sie ihre finanziellen Verpflichtungen nicht einhalten konnten. Damit festigte sich der Ruf von Private Debt als «Bärenmarktkapital», das in turbulenten Phasen zur Verfügung steht, aber seinen Preis hat.
Die Kreditgeber
Die Kreditgeber sind Vermögensverwalter oder Investmentgesellschaften, die mehrere Formen von Kreditvehikeln anbieten, darunter Business Development Companies (BDC), Private-Debt-Fonds, CLO oder Anlagefonds. Private-Debt-Fonds richteten sich in der Vergangenheit an institutionelle Anleger, doch eine wachsende Zahl von Vermögensverwaltern wendet sich nun auch an zugelassene Privatanlegerinnen und -anleger.
Private Debt und Hochzinsanleihen im Vergleich
Private Debt bietet gegenüber Hochzinsanleihen – dem Pendant auf den öffentlichen Märkten – mehrere Vorteile, beispielsweise einen variablen Zinssatz, eine geringere Volatilität, solidere Kreditbedingungen und bessere Überwachungsrechte. All dies geht jedoch mit einer geringeren Liquidität und der Notwendigkeit einer ressourcenintensiveren Due Diligence einher.
Dennoch bieten Private Debt bzw. die direkte Kreditvergabe weiterhin deutlich höhere Renditen, insbesondere im Vergleich zu ihren Pendants auf den öffentlichen Märkten, einschliesslich Hochzinsanleihen.
Wie Private Debt zu einer Anlageklasse wurde
Kreditnehmersicht
Die Nachfrage nach Private Debt ist seit der globalen Finanzkrise 2008 gestiegen, weil die Banken ihre Kreditvergabe an kleine und mittlere Unternehmen reduzierten. Als Folge der globalen Finanzkrise wurden die Banken durch eine Reihe neuer regulatorischer Vorschriften wie Basel III und Basel IV verpflichtet, ihre Eigenkapitalausstattung zu erhöhen, die Vergabestandards zu verschärfen und das Reporting generell zu verbessern. Dadurch wurden die Banken zunehmend risikoscheuer, reduzierten ihre Bilanzen und schränkten ihre Kreditvergabe ein, da sie Schwierigkeiten hatten, damit Geld zu verdienen.
Da sich die Banken zunehmend weniger bereit zeigten, fremdfinanzierte Kredite in ihren Bilanzen zu halten, füllten Kreditgeber ausserhalb des Bankensektors oder private Kreditgeber die Lücke und deckten den Bedarf von Kreditnehmern wie Unternehmen mit negativem EBITDA oder während einer Umstrukturierung. Darüber hinaus können Private-Debt-Anbieter ihre Kreditstrukturen im Gegensatz zu den recht starren Bankkonditionen flexibel gestalten.
Anlegersicht
Das vergangene Jahrzehnt war durch niedrige Zinssätze geprägt, sodass Anlegerinnen und Anleger ausserhalb des traditionellen Anleihensegments nach Renditen suchten. Ein konservativ verwaltetes, gut diversifiziertes Private-Debt-Portfolio bot ihnen eine Alternative zu festverzinslichen Wertpapieren. Dass Private Debt für Anlegerinnen und Anleger immer attraktiver wurde, hat mehrere Gründe:
Attraktives Risiko-Rendite-Verhältnis – Wer in Private Debt investiert, erhält einen Renditeaufschlag gegenüber traditionellen festverzinslichen Anlagen. Diese Überrendite wird häufig als «Illiquiditätsprämie» bezeichnet und ist in erster Linie auf die Komplexität zurückzuführen, die mit der Emission, der Übernahme des Risikos, der Strukturierung und dem Exit aus Private-Debt-Anlagen verbunden ist.
Diversifizierungsvorteile – Private Debt kann ein Engagement in einer Vielzahl von Sektoren bieten, darunter Real Estate, Infrastruktur oder Unternehmensfinanzierung.
Bessere Rückgewinnungswerte – Rund 95% der auf dem öffentlichen Markt begebenen Anleihen sind unbesichert, d. h. nicht durch Vermögenswerte gedeckt, die im Falle eines Ausfalls veräussert werden können. Private Debt hingegen ist häufig besichert, wodurch sich das Risiko für die Anlegerinnen und Anleger verringert. Der Rückgewinnungswert von Private Debt ist im Allgemeinen wesentlich höher als bei Anlagen an den öffentlichen Märkten (rund 80% gegenüber 50% bei unbesicherten öffentlichen Unternehmensanleihen).
Private Debt in einem Umfeld steigender Zinsen
Anhaltende Probleme in der Lieferkette, Chinas Null-Covid-Politik, die aufgestaute Nachfrage der Verbraucherinnen und Verbraucher sowie die Schwankungen der Rohstoffpreise infolge des Russland-Ukraine-Konflikts haben zu einem enormen Inflationsdruck geführt, den die US-Notenbank Fed mit einer restriktiveren Haltung eindämmen will.
Dass der Druck auf traditionelle Anleihen nachlässt, ist unwahrscheinlich. Private Debt wird daher aufgrund seiner Resilienz gegenüber steigenden Zinsen und der höheren Inflation zu einem wertvollen Portfoliobestandteil.
Variabel verzinste Kredite – In einem Umfeld mit steigenden Zinsen sind variabel verzinste Kredite äusserst attraktiv, da die Erträge mit den Zinsen steigen können. Private Debt ist in der Regel variabel verzinst, was sowohl die Zins- als auch die Durationsrisiken begrenzt, die bei öffentlichen Anleihen bestehen.
Flexible Deals – Da Private Debt häufig das Ergebnis direkter Verhandlungen zwischen Kreditgeber und Kreditnehmer ist, können die Vermögensverwalter/Kreditgeber in der Regel bessere Schutzmechanismen aushandeln, z. B. Kündigungsschutz oder Kreditbedingungen (Covenants). Dadurch ist die Anlageklasse in einem derart volatilen Umfeld defensiver.
Geringere Volatilität – Die Volatilität ist bei Private Debt geringer, da die Anlageklasse nicht an den öffentlichen Märkten gehandelt wird und die Bewertungen in der Regel auf den Fundamentaldaten der Kreditnehmer beruhen. Dadurch können Privatkredite attraktive Renditen bieten.
Fazit
Der Markt für Private Debt weist noch ein beträchtliches Wachstumspotenzial auf, und es wird erwartet, dass mehr Anlegerinnen und Anleger zunehmend auf Private-Debt-Strategien setzen werden, da diese einzigartige Merkmale aufweisen.
Im Rahmen der diversifizierten Anlageprogramme für den Privatmarkt von Petiole nutzen wir seit mehreren Jahren das Potenzial von Private Debt.
Kontaktieren Sie unser Expertenteam noch heute, um mehr darüber zu erfahren, wie Private Debt ein wertvoller Bestandteil Ihres Portfolios sein kann.
Literaturnachweise:
Five trends in private debt for 2021 and beyond, Vistra Insights, 31. März 2021
The Rise of Private Markets: Secular Trends in Non-Bank Lending and Their Economic Implications, Ares Capital, Februar 2020
Private Debt Investing: Benefits & Current Market Conditions, Saratoga Investment Corporation
Private Debt in an Institutional Portfolio, Sanjay Mistry & Tobias Ripka for Mercer Private Markets, CAIA Association, Q4 2017
Public versus private debt – what’s the difference?, Marianne Zangerl, MARIANNE ZANGERL, abrdn.com, 11. Dezember 2019
Private Debt: The Rise of an Asset Class, Alan Flanagan and Robert Wagstaff, BNY Mellon
Private Credit’s Rapid Growth: A Secular Trend, Blackstone, April 2022
Guide to Alternatives – 1Q 2022, D. Lebovitz, M. Pandit, N. Vyas, JP Morgan Asset Management, 28. Februar 2022
Private Debt: A Lesser-Known Corner Of Finance Finds The Spotlight, E. Gunter, A. Latour, J. Maguire, S&P Global, 12. Oktober 2021
Ihre Privatmarkt-Boutique.
Bahnhofstrasse 64
8001 Zürich
Schweiz
Rechtliche Hinweise
This website is subject to Terms of Use which you can read here.
© PETIOLE ASSET MANAGEMENT AG
Alle Rechte vorbehalten, 2025