Marktkommentar

Fed-Sitzung im Juli: Kurs halten in unsicheren Zeiten

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Jul 22 2025

An ihrer Sitzung im Juni beschloss die Federal Reserve (Fed), die Zinsen in der aktuellen Spanne von 4,25% bis 4,5% zu belassen. Allgemein wird erwartet, dass die Zinsen auch an der bevorstehenden Sitzung am 29. bis 30. Juli unverändert bleiben werden. [1]

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Über diesen Zeitpunkt hinaus herrscht sowohl an den Märkten als auch innerhalb der Fed nur begrenzt Klarheit über die weitere Entwicklung, da bedeutende globale Ereignisse und Unsicherheiten das wirtschaftliche Umfeld bestimmen. Dieser Artikel analysiert die verfügbaren Daten mit dem Ziel, Fakten von Spekulation zu trennen.

Die Juni-Sitzung der Fed

Aus dem Anfang Juli veröffentlichten Protokoll der jüngsten Sitzung der Fed im Juni geht hervor, dass die Meinungen der Notenbanker klar auseinander gehen.[2] Die von US-Präsident Trump ernannten Fed-Gouverneure Waller[3] und Bowman[4] äusserten die Meinung, dass sich die Zölle nur vorübergehend auf die Inflation auswirken dürften. Falls sich diese Einschätzung als richtig erweist, könnten Zinssenkungen bevorstehen.

Die Mehrheit der Notenbanker zeigt sich jedoch besorgt, dass die Folgen der anhaltenden Handelsgespräche schwerwiegender und nachhaltiger sein könnten. So sagte Fed-Chef Jerome Powell während der Pressekonferenz: «Alle externen Analysten sowie die Fed selbst rechnen in den nächsten Monaten mit einer spürbaren Zunahme der Inflation.»[5]

Die Fed betont immer wieder, dass ihre Entscheide zukunftsorientiert sein müssen und sich auf die neuesten Daten stützen sollten. Bisher geben die Daten keinen Anlass zur Sorge. Die entscheidende Frage lautet jedoch, wie relevant diese historischen Daten unter Berücksichtigung der aktuellen Entwicklung der Handelssituation sind.

Die neuesten Daten

Die Hauptaufgaben der Fed bestehen darin, die Inflation unter Kontrolle zu behalten und den Arbeitsmarkt zu unterstützen. Beide scheinen sich günstig zu entwickeln. Die Arbeitslosenquote, die im historischen Vergleich bereits niedrig war, sank laut den neuesten Zahlen im Juni auf 4,1%.[6] Die PCE-Kerninflation stieg leicht von 2,6% auf 2,7%[7], bleibt jedoch in der Zielspanne der Fed von 2%.

Wie aus der Grafik hervorgeht, begann die Fed mit Zinssenkungen, als die Inflation das letzte Mal so hoch war wie jetzt. Daraufhin stieg in Inflation wieder an. Mit den Zöllen ist aber nun ein zusätzlicher Faktor im Spiel. Dass die Fed einen erneuten Inflationsanstieg vermeiden will, ist also gut nachvollziehbar.

Diejenigen, die mit einem Inflationsanstieg rechnen, sehen die Ursache in den verzögerten Auswirkungen der Zölle. Die Verzögerung könnte zum Beispiel darauf zurückzuführen sein, dass Unternehmen vorsorglich Vorräte beschaffen (auch bekannt als «Front-Loading»), um höhere Kosten zu vermeiden, oder diese Kosten vorübergehend absorbieren, um die Verbraucherinnen und Verbraucher zu schützen. Einige gehen davon aus, dass die tatsächliche Wirkung dieser Massnahmen sich erst in den Daten vom Juli zeigen wird.[8]

Laut den VPI-Inflationsdaten vom Juni fiel der Anstieg des Kern-VPI zwar niedriger als erwartet aus[9], aber dennoch höher als in den vergangenen Monaten, was diese Ansicht stützten könnte. Allerdings sehen sich beide Seiten durch die aktuellen Daten in ihrer jeweiligen Position bestätigt.

Die laufende Entwicklung

Die Handelsgespräche verliefen bisher ziemlich chaotisch, aber nun zeichnet sich ein Muster ab. Die Zölle und Fristen scheinen eher vorübergehender Natur als dauerhaft zu sein, was den Weg zu umfassenderen Handelsgesprächen ebnet.

Am 10. Juni mündeten die Diskussionen zwischen den USA und China in eine Art «Burgfrieden», mit einem «Rahmenabkommen», das die anfänglichen Strafzölle ablösen soll. Mit Ausnahme von Ländern wie Grossbritannien und Vietnam gibt es keine weiteren bedeutenden Handelsabkommen. Die ursprüngliche Frist vom 9. Juli wurde bis zum 1. August verlängert, da die Verhandlungen mit anderen Ländern noch andauern.[10]

Die neue Frist ist, so Trump, «fest, aber nicht 100% fest.» Mit diesem Satz bringt er seine Strategie des kontrollierten Chaos auf den Punkt, mit der er gezielt die Standfestigkeit seiner globalen Verhandlungspartner untergraben will. Eine solche Strategie hat naturgemäss kein definiertes Ende oder Ergebnis.

Fazit

Innenpolitisch scheint Trump seine verbalen Angriffe gegen Powell zu intensivieren. So drängt er ihn dazu, die Zinsen mindestens um 3% zu senken und/oder sofort zurückzutreten.[11] Vertreter der Regierung Trump übten ebenfalls Druck auf Powell aus, indem sie ihm Misswirtschaft und zu hohe Ausgaben vorwarfen.[12]

Als Powell während der Pressekonferenz im Juni befragt wurde, bekräftigte er das doppelte Mandat der Fed und erklärte, dass die Umsetzung dieses Auftrags für ihn und die Mitglieder des Ausschusses «das Einzige ist, was zählt».[13]

Ungeachtet der Meinungen über Powells Kompetenz – seine Fähigkeit, unter externem Druck fokussiert zu bleiben, sollte Anlegerinnen und Anlegern eine Lehre sein. Die grösste Gefahr für eine Anlagestrategie geht häufig nicht von den Märkten selbst aus, sondern von den emotionalen Reaktionen, die diese auslösen. Um erfolgreich anzulegen, ist es daher äusserst wichtig, einen kühlen Kopf zu bewahren.


[1] CME FedWatch

[2] Wall Street Journal

[3] U.S. Federal Reserve

[4] U.S. Federal Reserve

[5] U.S. Federal Reserve

[6] Bureau of Labor Statistics

[7] Bureau of Economic Analysis

[8] CBS News

[9] Reuters

[10] The White House

[11] Reuters

[12] NBC

[13] U.S. Federal Reserve

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