Marktkommentar

Abkehr vom 60/40-Modell

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May 06 2025

Jahrzehntelang verfolgten viele Anleger eine einfache Strategie: Sie investierten 60% ihres Geldes in Aktien und 40% in Anleihen. Dieser Ansatz, der nach der modernen Portfoliotheorie von Harry Markowitz im Jahr 1952 populär wurde, beruht auf der Idee, dass die Kombination dieser beiden Anlageformen ein diversifiziertes und effizientes Portfolio ergibt. Er bot ein Gleichgewicht zwischen Wachstum (durch Aktien) und Stabilität (durch Anleihen) und trug so zur Verringerung der Gesamtvolatilität des Portfolios bei.

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Diese Strategie hat lange Zeit gut funktioniert. Im heutigen Umfeld von steigender Inflation, globaler Unsicherheit und hohen Bewertungen stellen viele Anleger jedoch infrage, ob das 60/40-Modell noch ausreicht. Die Finanzwelt hat sich seit den 1950er Jahren dramatisch verändert, und neue Anlageformen, insbesondere auf den Privatmärkten, haben in den letzten 25 Jahren bessere Ergebnisse erzielt als traditionelle Portfolios. Die früher übliche 60/40-Aufteilung wird neu bewertet, da die Anleger nach besseren Möglichkeiten suchen, ihr Vermögen zu vermehren und zu schützen.

 

Von verlässlich bis unsicher – die sich verändernde Rolle des 60/40-Modells

Jahrelang bot das 60/40-Modell eine Mischung aus Wachstum und Stabilität. Aktien dienten als Haupttreiber der Rendite und als Inflationsschutz, während Anleihen in der Regel dazu beitrugen, Schwankungen am Aktienmarkt auszugleichen, was sie zu einem wirksamen Diversifizierungsinstrument machte. Der drastische Abschwung im Jahr 2022 deckte jedoch einen entscheidenden Fehler auf: Beide Anlageklassen gingen gleichzeitig zurück, als die Inflation und die Zinssätze anstiegen, wodurch die negative Korrelation, auf die sich die Anleger verlassen hatten, aufgehoben wurde.[1]

Obwohl sich die Märkte etwas erholt haben,[2] bleibt die Korrelation zwischen Aktien und Anleihen unberechenbar. Wenn die Inflation wieder zunimmt oder die Zinssätze weiter steigen, könnten sich die traditionellen Vorteile des 60/40-Modells abschwächen, sodass es wichtig ist, andere Anlagemöglichkeiten zu prüfen.

 

Aktive Wertschöpfung auf Privatmärkten

Privatmarktanlagen, einschliesslich Private Equity und Private Credit, bieten eine Alternative zu traditionellen Aktien und Anleihen. Im Gegensatz zu den öffentlichen Märkten, deren Wertentwicklung häufig von externen Faktoren abhängt, können die Anleger auf den Privatmärkten eine aktivere Rolle bei der Steigerung der Rendite spielen.

Private-Equity-Partner zielen in der Regel auf etablierte, cash-generierende Unternehmen durch Strategien wie Leveraged Buyouts (LBOs) in der Spätphase ab. Sie konzentrieren sich auf operative Verbesserungen, intelligentere Kapitalstrukturen und eine langfristige Planung ohne den Druck der Quartalsergebnisse. Dieser praxisnahe Ansatz schafft langfristig Mehrwert und ist weniger anfällig für tägliche Marktschwankungen.

 

Balance zwischen Liquidität und langfristigem Potenzial

Aufgrund des illiquiden Charakters von Privatmarktanlagen können Anleger von einer Illiquiditätsprämie profitieren – einem zusätzlichen Renditepotenzial im Gegenzug für die Bindung von Kapital über eine längere Haltedauer. Im Gegensatz zu Aktien, die jederzeit veräussert werden können, sind bei privaten Anlagen in der Regel längere Bindungen erforderlich. Diese Eigenschaft fördert langfristiges Denken und ermöglicht ein sinnvolleres Engagement bei den Portfoliounternehmen.

Doch die verbesserten Bedingungen an den Sekundärmärkten erleichtern inzwischen den Kauf und Verkauf privater Anlagen, was die Flexibilität der Anleger erhöht und eine breitere Teilnahme an den Privatmärkten ermöglicht.

 

Die wichtigsten Trends für die Zukunft des Investierens

Zwei wichtige Trends führen derzeit zu einer Verlagerung hin zu Privatmärkten:

  1. Weniger öffentlich gehandelte Unternehmen: Die Zahl der börsennotierten Unternehmen schrumpft, und viele erfolgreiche Firmen bleiben länger privat. Dadurch hat sich das Spektrum der Möglichkeiten auf den Privatmärkten erweitert.[3]

  2. Technologiegestützter Zugang: Digitale Anlageplattformen machen die Privatmärkte transparenter und leichter zugänglich. Neue Handelssysteme tragen zur Verbesserung der Liquidität bei und ermöglichen den Anlegern eine einfachere Verwaltung ihrer privaten Anlagen.[4]

 

Privatmärkte vs. 60/40-Modell: Ein Performance-Gefälle

Der Performance-Unterschied zwischen den Privatmärkten und traditionellen 60/40-Portfolios hat sich im Laufe der Zeit vergrössert. Die nachstehende Grafik veranschaulicht, wie ein Portfolio aus Privatmarktanlagen in den letzten zwei Jahrzehnten den traditionellen 60/40-Mix deutlich übertroffen hat.

Die Wertentwicklung der Vergangenheit bietet zwar keine Garantie für künftige Ergebnisse, dennoch gibt es mehrere strukturelle Vorteile die diese Outperformance unterstützen: Illiquiditätsprämie, Engagement in kleineren Unternehmen und attraktivere Einstiegsbewertungen als an den öffentlichen Märkten üblich.

Bei Petiole konzentrieren wir uns auf stabile und profitable Unternehmen, was das Abwärtsrisiko deutlich begrenzt und das langfristige Renditepotenzial stärkt.

 

Anpassung an eine neue Investitionslandschaft

Die Herausforderungen, mit denen das traditionelle 60/40-Portfolio konfrontiert ist, verdeutlichen die Notwendigkeit von Strategien, die eine echte Diversifizierung und ein von der öffentlichen Marktstimmung unabhängiges Wertschöpfungspotenzial bieten. Die Privatmärkte bieten diese Möglichkeit, insbesondere wenn eine gezielte Anlagedisziplin angewandt wird.

Durch die Konzentration auf Unternehmen mit inhärenter operativer Stabilität und Rentabilität – Eigenschaften, nach denen häufig bei erfolgreichen fremdfinanzierten Übernahmen Ausschau gehalten wird – streben wir bei Petiole den Aufbau von Privatmarktallokationen an, die auf Widerstandsfähigkeit ausgelegt und in der Lage sind, Renditen zu erzielen, die weniger mit den volatilen öffentlichen Aktien und Anleihen korrelieren. Dieser selektive Ansatz ist von grundlegender Bedeutung, wenn es darum geht, Kunden beim Aufbau von Portfolios zu unterstützen, die über die Beschränkungen der herkömmlichen 60/40-Struktur hinausgehen und besser geeignet sind, die Komplexität der aktuellen Anlagelandschaft zu bewältigen.



[1] Nasdaq

[2] Morningstar

[3] Weltwirtschaftsforum

[4] FT-Berater

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Wir können massgeschneiderte Portfolios für verschiedene Anlagestrategien und Risikoprofile erstellen. Unsere Privatmarktspezialistinnen und -spezialisten freuen sich, gemeinsam mit Ihnen Ihre Anlagebedürfnisse zu erörtern.


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